Von Nadine Mittag
Jeder Bezirk und jeder Ortsteil in Berlin hat seine Ecken und Kanten. In unserem Ortsverband trifft dies ziemlich genau auf das Gebiet in der Fröbelstraße zu. Heute befindet sich dort das Bezirks- und Bürgeramt von Prenzlauer Berg doch vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert spielten sich auf dem Gelände gewisse Dinge ab, die entweder schon bei dem ein oder anderen Ortskundigen in Vergessenheit geraten oder längst verdrängt worden sind.
Foto: Sebastian Ruß Das heutige Bezirksamt von Prenzlauer Berg in der Fröbelstraße hat eine dunkle Vergangenheit.Diese beginnt, als im Jahre 1950 das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in das Haus 3 des heutigen Bezirksamtes einzieht. Als Gefängnis wurde das Haus 3 jedoch erst ab dem Beginn des Jahres 1951 genutzt und diente dem MfS als Verhörzentrum und Untersuchungsgefängnis. Hauptverantwortlich für die Vorgänge im Gefängnis war Erich Mielke, der damalige Staatssekretär für Staatssicherheit. Das Gefängnis war für Menschen gedacht, die eine „feindliche Tätigkeit“ durchführten. Implizit richtete sich diese Richtlinie Mielkes an Agenten ausländischer Spionageorganisationen, Terroristen, Diversanten, Schädlinge, Saboteure, Sozialdemokraten und „Angehörige religiöser Sekten“, in diesem Fall die Zeugen Jehovas.
Zu den allerersten Häftlingen im Haus 3 gehörte der Ostberliner Ulrich Fahlpahl, dem zu Unrecht vorgeworfen wurde, Mitglied der „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ (KgU) zu sein. Doch das Gefängnis war nicht das einzig Verwerfliche. Im Keller von Haus 3 befand sich nämlich eine Abhöranlage, die zur Abteilung 26 des MfS in der Normannenstraße gehörte, welche ihren Sitz in Berlin- Treptow hatte. In Treptow gab es circa 25 Aufnahmeräume, wo sämtliche Telefonate aufgezeichnet und ausgewertet wurden. Darum kümmerten sich etwa 436 Mitarbeiter. Unvorstellbar, doch auch als schon alles gegen sie sprach, dementierten hohe MfS-Generäle das Abhören von Telefonen und den Einsatz von Wanzen.
Im Jahre 1976, Wolfgang Schwanitz hatte die Leitung schon übernommen,wurde die MfS-Verwaltung dann in Bezirksverwaltung Berlin umbenannt. Auch er betonte immer wieder, dass die Bezirksverwaltung Berlin lediglich für die staatliche Sicherheit in der Hauptstadt zuständig wäre, doch auch dies stimmte nicht ganz. Denn er erhielt seine Anweisungen von Minister Mielke persönlich und so wundert es nicht, dass Ministerien, Verlage, Künstlerverbände sowie kirchliche und oppositionelle Aktivitäten überwacht und kontrolliert wurden. Denn nichts und niemand sollte die „Grundlagen der DDR“ untergraben.