18. März 1990 - Ein Höhepunkt der deutschen Parlamentsgeschichte

Ein Rückblick auf die erste freie Volkskammerwahl

Am 18. März 1990 fand die erste und gleichzeitig auch letzte freie, demokratische Wahl zur Volkskammer in der ehemaligen DDR statt. Ursprünglich war die Wahl für den 6. Mai 1990 vorgesehen, aber aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse und der Notwendigkeit zur Herstellung einer handlungsfähigen und legitimierten Regierung wurde die Volkskammerwahl anderthalb Monate vorverlegt.
Als Sieger aus den Wahlen ging das Wahlbündnis Allianz für Deutschland hervor, das aus der CDU in der DDR mit dem Spitzenkandidaten Lothar de Maizière, der neu gegründeten Deutschen Sozialen Union (DSU) und dem Demokratischen Aufbruch (DA) bestand. Spitzenkandidat der DSU war Hans-Wilhelm Ebeling, der Spitzenkandidat des DA war Wolfgang Schnur, dem drei Tage vor der Wahl seine Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter des MfS nachgewiesen worden war.
 
Die neu gegründete und bis zum Wahltag als Favoritin gewertete Sozialdemokratische Partei in der DDR - ursprünglich SDP, zum Zeitpunkt der Wahl als SPD abgekürzt, unter Spitzenkandidat Ibrahim Böhme, der später ebenfalls als Inoffizieller Mitarbeiter des MfS enttarnt wurde - kam unerwartet nur auf knapp 22 % der Stimmen.
 
Zu vergeben waren 400 Mandate. Es galt ein reines Verhältniswahlrecht. Eine Sperrklausel gab es nicht. Listenvereinigungen waren zulässig. Diese Möglichkeit wurde, beispielsweise in Form des Bundes Freier Demokraten, des Aktionsbündnisses Vereinigte Linke und der Alternativen Jugendliste (AJL), auch genutzt. Die gesamte DDR war ein Wahlgebiet. Die Wahlbeteiligung lag bei 93 % und war damit die höchste Beteiligung, die es jemals bei einer überregionalen deutschen Wahl gegeben hat.
 
Mit dem deutlichen Sieg des Wahlbündnisses Allianz für Deutschland stimmte die Mehrheit der Bevölkerung auch für eine schnelle Wiedervereinigung. Knapp 5 Monate nach der Wahl stimmte die frei gewählte Volkskammer dem Einigungsvertrag zu und machte dadurch den Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands frei. Am 3. Oktober 1990 waren die beiden Teile Deutschlands nach 40 Jahren wiedervereinigt. Der 18. März 1990 stellt einen Höhepunkt in der deutschen Demokratie- und Parlamentsgeschichte dar.