Bundespräsident Christian Wulff gewählt
Mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen sei eine starke Mannschaft besonders notwendig: "Im neuen Amt wird es um Anstöße zu großen Fragen unserer Zeit gehen wie die Bewältigung der demografischen Entwicklung, die Verhinderung einer Überforderung der jungen Generation sowie die Integration von Migranten."
Seine erste programmatische Rede als Bundespräsident will Wulff erst am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober halten. "Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht bereits unmittelbar nach der Wahl über die Ziele der nächsten fünf Jahre Ausblick geben werde." Er wolle sich genug Zeit nehmen, "um ausreichend tief zu schürfen und viele daran beteiligen zu können".
In einer weiteren Hinsicht will Wulff als Bundespräsident neue Wege gehen. Im Schloss Bellevue wolle er seinem kleinen Sohn eine Spielecke einrichten. "Ich habe meine Kinder gerne um mich. Kinderlärm ist Zukunftsmusik, und wo Menschen arbeiten, muss auch Platz für Kinder sein", sagte Wulff.
Mit Blick auf die stattgefundene Wahl sagte Wulff, er habe durch seine politischen Erfahrungen die Chance, bei den Bürgern für Verständnis zu werben, in welchen Zwängen die Politik steckt und umgekehrt den Politikern die Politikverdrossenheit der Bürger zu erklären. "Meine Art, nicht zu polarisieren, passt zum Amt, und mein Alter ermöglicht mir, die unmittelbare Erfahrung von Problemen einer Familie mit schulpflichtigen Kindern einzubringen", sagte Wulff. In Niedersachsen betreibe er seit mehr als sieben Jahren eine bürgerliche Politik mit schlanker Verwaltung, wenig Regulierung und guten Bildungs- und Aufstiegschancen für alle. "An meiner Überzeugung vom Bürgertum gibt es keine Zweifel."
Mit Sorge betrachtet Wulff die wachsende Politikverdrossenheit in der Bevölkerung. "Alarmierend ist die sinkende Wahlbeteiligung, der Rückgang der Mitglieder in den demokratischen Parteien und der wachsende Frust", sagte er gegenüber der "Bild am Sonntag". Lange Zeit hätten Union, SPD und FDP große politische Stabilität garantiert. Jetzt fächere sich die Parteienlandschaft auf. Das führe zu instabilen Mehrheitsverhältnissen "nicht zuletzt im Bundesrat". Der Staat müsse heraus aus der mit Schulden finanzierten Krisenbekämpfung und hin zu ausgeglichenen Haushalten.